Nahtoderlebnisse
Raymond A. Moody war dann der erste, der in seinem Buch „Leben nach dem Tod. Die Erforschung einer unerklärlichen Erfahrung“ das Erleben einer Nahtoderfahrung detailliert schildert. Eine Nahtoderfahrung zeigt, wie sich der Tod „angefühlt“ hat. Moody, ein amerikanischer Psychiater und Philosoph, hatte das erste Mal durch eine Erzählung seines Professors während des Medizinstudiums Kontakt mit diesem außergewöhnlichen Thema. Dieser Professor ist selbst für klinisch tot erklärt worden und erlebte eine eigene Nahtoderfahrung, von der er seinen Studenten erzählte. Jahre danach stieß Moody zufällig auf einen zweiten Bericht über ein Leben nach dem Tod. Die Ähnlichkeiten beider Erzählungen verblüfften ihn und er begann seine systematische Forschungsarbeit zu diesem Phänomen. Im Laufe seiner 5-jährigen Untersuchung machte er 130 Fälle ausfindig, die alle über recht ähnliche Erfahrungen berichteten. Er schreibt, daß das eigentliche Erleben des Sterbens fast immer so geschildert wird:
1. Man berichtet von der Unbeschreiblichkeit dieser Erfahrung. Für viele Bilder und Empfindungen dabei hat die menschliche Sprache keine passenden Worte.
2. Betroffene können hören, dass der Arzt sie für tot erklärt.
3. Es werden ausgesprochen angenehme Gefühle von Ruhe, Frieden, Glück, Erleichterung, Harmonie und Wohlbehagen erlebt.
4. Manchmal wird ein Geräusch gehört. Das Spektrum geht dabei von Dröhnen, Knacken, Brausen über Pfeifen oder Krachen bis hin zu wunderschöner Musik.
5. Man hat das Gefühl, schnell durch einen dunklen Tunnel zu fliegen, gezogen oder gejagt zu werden.
6. Der eigene Körper wird von außen gesehen. Der spirituelle Körper ist keinerlei Begrenzungen mehr unterworfen. Er ist schwerelos und kann durch Wände gehen. Man kann hören und sehen. Die Fortbewegung von einem Ort zum anderen geht blitzschnell vonstatten. Betroffene schildern auch die Erfahrung, dass die Lebenden um sie herum sie zwar nicht hören können, sie selbst sich aber als lebendig erleben. Der neue Körper sieht sehr unterschiedlich aus: Mal wirkt er wie eine Wolke oder ein Kraftfeld, mal wie Nebel oder Rauch und manchmal auch so, wie er im Leben war. Er verfügt über ein Wahrnehmungsvermögen, das das des Körpers bei weitem übertrifft. Alle Betroffenen schildern die Zeitlosigkeit dieses Zustandes. Das Denken ist von absoluter Klarheit.
7. In unterschiedlichen Phasen des Sterbeerlebnisses wird die Anwesenheit von „Wesen“ wahrgenommen, die den Übergang in den Tod sehr erleichtern. Das können liebe Verwandte, Bezugspersonen, Freunde, Tiere, Gott, Schutzgeister oder Engel sein. Manchmal sagen diese jedoch dann auch, dass man nicht dort bleiben darf, sondern wieder ins Leben zurück muss.
8. Es wird so gut wie immer von einem sehr hellen Licht bzw. einem Lichtwesen berichtet. Trotz der außergewöhnlichen Helligkeit blendet es nicht und es können sogar Dinge in seiner Umgebung wahrgenommen werden. In diesem Licht kommen dem Sterbenden unbeschreibliche Liebe und Wärme entgegen. Er fühlt sich sicher und geborgen.
9. In der Lebensrückschau tauchen erstaunlich lebensechte Erinnerungsbilder auf. Das Wiedererkennen geht blitzschnell und zeitgleich vonstatten. Manchmal werden die damit verbundenen Gefühle und Gemütsregungen der anderen mit durchlebt. Vereinzelt werden sogar drei Perspektiven geschildert: Die eigene, die des Gegenübers und dann noch eine dritte, übergeordnete Sicht auf die Situation. Manche Menschen erzählen, ihr gesamtes Leben noch einmal überblickt zu haben. Andere sehen nur die Höhepunkte ihres Lebens.
10. Im Laufe des Sterbeprozesses nähert man sich irgendwann einem Ort, der als Grenze, Schranke oder Scheidelinie empfunden wird. Man weiß instinktiv: Überschreitet man diese, kann man nicht mehr ins Leben zurückkehren.
11. Sobald der Sterbeprozess an dieser Stelle angekommen ist, liegt dem Sterbenden sehr häufig nichts mehr an der Rückkehr ins Leben. Viele sträuben sich sogar dagegen. Einige würden zwar persönlich gerne bleiben, spüren aber dennoch die Verpflichtung, zurückzukommen.
Versuche, über derartige Erlebnisse zu sprechen, stoßen fast durchweg auf Skepsis und Unverständnis. Deshalb schweigen viele Nahtoderfahrene lieber über ihre Erlebnisse. Es besteht durchaus die Gefahr, als verrückt zu gelten.
Viele Betroffene berichten danach über erweiterte Wahrnehmungsfähigkeiten. Das eigene Leben wird als vertieft empfunden. Man beschäftigt sich danach auch mit philosophischen Fragen. Nahtoderfahrene haben keine Angst mehr vor dem Tod, denn es besteht ja für sie nicht mehr der geringste Zweifel an einem Weiterleben danach. Der Tod wird dabei häufig als Heimkehr empfunden.
Da manchmal während einer Nahtoderfahrung nachprüfbare Wahrnehmungen gemacht werden können, sind Ärzte und Schwestern häufig verblüfft über Detailschilderungen, was z.B. bei Reanimationen wahrgenommen wird, während die Patienten eigentlich klinisch tot gewähnt werden.
Raymond A. Moody zieht am Ende Parallelen zwischen den Schilderungen in der Bibel, Platon, dem Tibetanischen Totenbuch und Emanuel Swedenborg. Zitat: “Man muss zugeben, dass das Vorhandensein der Ähnlichkeiten und Parallelen zwischen uralten Weisheitstexten und den Berichten von Zeitgenossen, die ihren eigenen Tod überlebt haben, eine ganz erstaunliche und bis heute noch nicht endgültig geklärte Tatsache bleibt.“